Stress im Job schadet Mitarbeiter und Unternehmen
Zeitdruck, Leistungsverdichtung oder der fließende Übergang zwischen Beruf und Privatleben, die Arbeitswelt von heute zeichnet sich durch eine permanente und extreme Leistungsverdichtung aus. Kein Wunder, dass immer mehr Mitarbeiter in vielen Unternehmen unter wachsendem Druck stehen und einen Karriereknick erleiden. Dabei sind es vor allem viel zu wenig Anerkennung als auch ein schlechtes Betriebsklima und Angst um den Arbeitsplatz, die von den Mitarbeitern als Belastung für das Wohlbefinden bei der Arbeit oder gar als krank machend empfunden werden …
Knapp vier von zehn Arbeitnehmern in Deutschland, das sind immerhin 39 Prozent, leiden nach eigener Einschätzung unter Stress. Das zumindest ergab eine Umfrage des Forsa Instituts in Berlin unter rund 1000 Arbeitnehmern. Dass die psychische Belastung der Mitarbeiter nicht eben zuträglich für eine optimale Arbeitsleistung ist, steht außer Frage. So ist es nicht überraschend, dass in der Umfrage gut jeder zweite Mitarbeiter (53 Prozent) psychische Belastungen wie Stress als Ursache dafür ansieht, dass er nicht optimal arbeiten kann. Ein wichtiger Grund, warum Beschäftigte am Arbeitsplatz unter ihren Möglichkeiten bleiben, ist fehlende Anerkennung. So erklärte gut jeder vierte Beschäftigte (27 Prozent) gemäß der Umfrage, dass er unter mangelnder Wertschätzung leidet, was er wiederum als Belastung empfindet. Und sechs von zehn Studienteil- nehmer sagten, Probleme am Arbeitsplatz seien schuld daran, dass sie ihr Potenzial im Beruf nicht voll entfalten. Zu diesen Schwierigkeiten gehören oftmals Streit mit Kollegen oder die Angst um den eigenen Job.
Wer im Unternehmen aber Angst hat, den Job zu verlieren, der misstraut dem Chef und den Kollegen. Unter diesem Klima des Misstrauens bleiben Kreativität und Leistungskraft in der Regel immer auf der Strecke. Überhaupt scheint Psychoterror am Arbeitsplatz auf dem Vormarsch zu sein. Das zumindest beobachtet der Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing. Schikanen und öffentliches Bloßstellen durch Vorgesetzte, systematisches Schlechtmachen durch Kollegen, permanente Sticheleien sowie vorenthaltene Informationen und das Unterschieben von Fehlern, gehören zu den häufigsten Mobbing Fällen. Die Kosten für die Firmen, welche sich aus Stress am Arbeitsplatz ergeben, werden dabei oft unterschätzt. Die psychisch bedingten Arbeitsausfälle haben sich in den vergangenen 20 Jahren fast vervierfacht. Angststörungen und Depressionen sind die häufigsten Erkrankungen, stellt der Bundesverband der Betriebskrankenkassen (BKK) fest.
Der volkswirtschaftliche Schaden durch die arbeitsbedingten psychischen Belastungen beträgt jährlich fast sieben Milliarden Euro. Allein 3,8 Milliarden davon tragen die Unternehmen, weil die Mitarbeiter nicht zur Arbeit kommen. Der Rest sind zum Beispiel die Kosten für Krankenbehandlung. In Deutschland gehen allein 10,6 Prozent der Krankheitstage auf psychische Beschwerden zurück, zeigt auch eine Umfrage der DAK. Alarmierend ist, dass psychische Erkrankungen in den vergangenen zehn Jahren stetig zugenommen haben. Leistungsdruck oder Zeitdruck sind neben der Angst, den Job zu verlieren, die häufigsten Gründe für psychische Erkrankungen. Vor allem Menschen in Berufen mit hoher sozialer Verantwortung und geringer gesellschaftlicher Anerkennung werden oft seelisch krank, so die Betriebskrankenkasse. Hinweise auf eine Überbelastung der Mitarbeiter können Experten zufolge etwa ein verändertes Verhalten und reduzierte Leistungen sein. Manche Anzeichen kann der Chef selbst erkennen, wie lange stressbedingte Ausfallzeiten.
Auffällige Hinweise sind zudem Selbstgespräche, zwanghaftes Benehmen oder eine verzerrte Wahrnehmung. Ein Signal für eine psychische Erkrankung kann darüber hinaus der Rückzug des Betroffenen vom Team oder starke Gereiztheit sein. Auch wenn ein Arbeitnehmer sehr langsam arbeitet oder häufig gar nicht im Job erscheint, kann das auf eine seelische Störung hindeuten. Kommunikation ist hier vor allem gefragt. Um die Situation zu verbessern, sollten Chefs möglichst frühzeitig mit den Betroffenen über die arbeitsbedingten psychischen Belastungen sprechen. Je früher auffällige Veränderungen im Verhalten oder im Leistungsbereich angesprochen werden, umso eher ist es möglich, direkte Hilfe zu leisten, heißt es im Leitfaden des BKK Bundesverbands und der Familien Selbsthilfe Psychiatrie (BApK e.V.). Im Gespräch mit dem Betroffenen lassen sich meist schnell die Ursachen für den Stress klären, wie etwa die Angst um den Job, psychosoziales Mobbing, öffentliches Bloßstellen, übermäßig viele Routinearbeiten oder anstrengende Nachtschichten …
Stress im Job © Artmann Witte, Endostock (Fotolia)